Ich muss zugeben, ich war schockiert: Wenn man vom T5 / T6 California kommt, ist man es gewohnt, dass Energie / Strom einfach da ist und funktioniert. Mit dem California kann man problemlos gut 2 Tage auch ohne Landstrom autark stehen. Einfach so. Und das Camping Display zeigt dann auch noch recht gut an, wieviel Prozent Strom noch im Kasten ist. Das liegt daran, dass der VW Bus als California Ocean oder Komfortline eben 2 Batterien nur für den Campingteil an Bord hat. Der kleine Kühlschrank verbraucht nicht viel, und die paar LED Lämpchen auch nicht. Ausserdem ist serienmässig ein kleiner Spannungswandler an Bord für 230V – auch wenn der nur 100W schafft – er ist dabei.
Kastenwagen haben von Haus aus in der Regel eine (EINE!) Aufbaubatterie. Viele Hersteller verbauen gegen Aufpreis eine zweite Batterie, oder der Händler macht noch ein schnelles Mitnahmegeschäft und verkauft eine zweite AGM Batterie. Fast alle Hersteller verbauen AGM Batterien mit 85 – 100AH (Ampere-Stunden). Gleichzeitig gibt es aber auch eine Menge Verbraucher – ein Kompressorkühlschrank zieht gern mal 4 Ampere oder mehr Strom. Ausserdem sind sehr viele Leuchten untergebracht, die Heizung hat ein Gebläse, es gibt Wasserpumpen für Spüle, Waschbecken und Toilette – und schlussendlich haben viele auch noch weitere Verbraucher – Lichterkette oder TV.
Die verbauten AGM Batterien sind prinzipiell eine gute Sache: sie sind günstig und bewährt, laufen auch bei Minustemperaturen problemlos. Einziger Haken: Man kann (darf!) sie nicht komplett leer fahren, sondern besser max 50% – danach droht die „Tiefentladung“ bei der die Batterie Schaden nimmt.
man nennt das Ding nicht ohne Grund „Schätzeisen“ – denn es zeigt die aktuelle Spannung der Batterie an. Dummerweise schwankt diese natürlich, je nachdem, ob Verbraucher arbeiten oder nicht. Somit ist es eigentlich unmöglich, abzuschätzen, in welchem Ladezustand die Batterien gerade sind.
Am Strand von Sankt Peter Ording – bei einem unserer ersten Ausflüge mit dem neuen HYMER Kastenwagen wurde aber eines schnell klar: Bei 35 Grad in der Sonne und bei laufendem Kühlschrank schafft es die Batterie gerade mal bis zum Abend. Und das auch nur bei reduzierter Leistung des Kühlschranks. Die Anzeige in unserem HYMER ist keine große Hilfe, denn im Prinzip sagt sie nur „voll – weissnicht – leer“.
Es muss also etwas passieren – und das schnell. Die ersten Ideen: eine zweite AGM Batterie einbauen und zusätzlich einen Bordcomputer der genau „weiss“ wie es den Batterien geht. Der Haken: Beide AGM Batterien müssen am Besten aus einer Charge sein, und exakt gleich alt. Nach ein paar Monaten eine Zweite hinzustecken ist schon problematisch. Ein Batteriecomputer muss eingebaut werden – keine wirklich grosse Sache, aber die Leitungen müssen verlegt werden. Beides zusammen (zwei AGM Batterien und ein Batteriecomputer) schlagen so mit gut 800,- mit Einbau zu Buche. Ganz schön viel Geld, und man kommt damit „autark“ grad mal 1,7 Tage weit.
Nach einigem hin und her habe ich mich dann für eine LIFEPO4 Batterie entschieden. Und zwar für eine mit RICHTIG Kapazität. Mindestens 120 AH sollte sie haben – und damit schonmal mehr als zwei AGM Batterien NETTO wirklich zu bieten haben.
Die Sache ist schnell erklärt: Die LIFEPO4 (oder auch „LITHIUM“ Batterien haben deutlich höhere Kapazitäten bei niedrigerem Gewicht. Sie schaffen höhere Ströme (beim Laden wie auch beim Entladen), haben meist intelligente Batterie Management Systeme (mit App und Bluetooth, weshalb man keinen extra Batteriecomputer benötigt) – und das Wichtigste: Sie halten 2 – 4x so lange wie AGM Batterien.
Die Nachteile der LIFEPO Batterien sind allerdings markant: Sie kosten viel Geld, und sie lassen sich bei Kälte nicht laden. Das Problem stellt sich aus meiner Sicht beim Kastenwagen allerdings nicht, da dort die Batterien im Innenraum untergebracht sind. Fährt man also ein wenig herum, so steigt die Temperatur der Batterie schnell über die kritischen 5 Grad Celsius und man kann sie auch wieder laden. Bei Fahrzeugen bei denen die Batterien im Aussenbereich untergebracht sind, sollte man darauf aber achten!
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die 172AH Batterie kommt bei laufendem Kühlschrank auf eine rechnerische Laufleistung von 2,8 Tagen. Wohl eher mehr, da der Kühlschrank ja nie 24h durchläuft… Mit Solar kann man diese Laufzeit natürlich noch deutlich strecken…
Für mich war das Preis / Leistungsverhältnis der CREABEST Batterien sehr überzeugend, deshalb habe ich mich für die Variante mit 172AH mit Bluetooth und App entschieden. Nachdem ich mit CREABEST in Kontakt war, habe ich das Angebot für Leser bekommen:
Zum Einbau der Batterie habe ich ein kleines Video gemacht. Ehrlich gesagt ist es weniger kompliziert als man denkt. Zum Glück haben HYMER Kastenwagen offenbar eine andere Sitzkonsole als die meisten anderen Hersteller, weshalb diese recht leicht zu demontieren ist.
Ich habe bei der Gelegenheit gleich einen Solar-Regler von VICTRON mit verbaut, aber zu dem wird es einen separaten Artikel geben, sobald ich mehr dazu sagen kann.